Wir brauchen eine neue Fehlerkultur! Leichter gesagt als getan?!

Aus den Mündern vieler Entscheider innerhalb von Firmen und Konzernen hört man immer wieder, dass eine neue Fehlerkultur dringend benötigt wird. Dies ist in sofern verständlich, da die Wirtschaft durch Fehler jährlich viele Milliarden an Geld „verbrennt“ und daher sehr viel Potential für Einsparungen vorhanden ist.

Doch sind sich die Entscheider auch wirklich bewusst, was eine neue Fehlerkultur in der Konsequenz auch für sie persönlich bedeutet?

Die Zeit für eine neue Fehlerkultur ist aktuell reifer denn je! Nicht nur weil das Thema Change Management vermutlich das Business-Jahrwort werden wird, sondern weil alle Firmen immer mehr gezwungen sind, wirtschaftlich effizienter zu werden. Gleichzeitig steht auch die Steigerung der eigenen Attraktivität bei der Gewinnung neuer Mitarbeiter weit oben auf der Agenda. Dazu kommt auch die ständige Komplexitätserhöhung im Arbeitsalltag ihrer Mitarbeiter, auf die man dringend eine Antwort benötigt.

Was ist also zu tun, um dem Wunsch an eine neue Fehlerkultur nachzukommen?

In der Vergangenheit hatte man sich sehr auf die technischen Fähigkeiten der Mitarbeiter konzentriert, und diese immer weiter verbessert. Sei es bei der Einführung neuer Software, Werkzeugen oder komplett neuen Arbeitsumgebungen. Gerade im Zusammenhang mit dem Thema New Work Arbeitsplätzen mit Home Office, Co-Working-Spaces und digitalem Nomadentum sieht man die drastischen Veränderungen in der Arbeitswelt überdeutlich. Viele Systeme und Werkzeuge werden zwar immer optimierter und zuverlässiger, stellen die Mitarbeiter aber auch vor viele neue Herausforderungen.

Eine neue Fehlerkultur einzuführen bedeutet daher, nicht nur im Umgang mit Fehlern einen neuen Weg einzuschlagen sondern das grundsätzliche Thema Human Factor (nichttechnischen Fähigkeiten von Menschen) im Rahmen des Change-Managements neu zu betrachten. Dieses zu etablierende Human Factor Management hilft nicht nur dabei Massnahmen zur Fehlerveremeidung einzuführen, sondern führt darüber hinaus auch zu einer Verbesserung der Teamleistungen, da die Mitarbeiter damit nicht nur sicherer sondern auch effizienter zusammenarbeiten.

Diesen Wandel erfuhr die Luftfahrt bereits in den 70er Jahren. Mit Einführung von komplexerer und zuverlässigerer Technik schien man die Flugunfälle immer besser in den Griff zu bekommen. Die Menschen, die die Systeme bedienten waren aber immer noch die selben wie zuvor.

So kam es dazu, dass bei Flugzeugunglücken der Faktor Mensch immer mehr als Fehlerquelle in Erscheinung trat. Daher musste man sich dringend diesen Herausforderungen stellen und entsprechende Konzepte dafür entwickeln.

Um Massnahmen zur Fehlervermeidung und -Reduzierung zu entwickeln bedurfte es zunächst aber erstmal einer Erkennung und Erfassung dieser Fehlern, um daraus entsprechende Abwehrmechanismen abzuleiten.

Aufgrund von vielen verbauten Geräten wie Flugschreiber, Voice-Recorder, usw. zum Monitoring innerhalb der Flugzeuge, war und ist allerdings in der Luftfahrt eine gute Basis für das Erkennen und die Analyse von Fehlern vorhanden.  So musste lediglich für diejenigen Fehler eine Lösung gefunden werden, die nicht zu einer automatischen Meldung führten, um auch daraus die notwendigen Massnahmen abzuleiten.

Und genau an dieser Stelle liegt die größte Herausforderung für alle Betriebe!

Die involvierten Mitarbeiter müssen einerseits ermutigt und motiviert werden, diese Fehler zu berichten und andererseits muss eine Lösung gefunden werden, wie man mit Fehlern umgeht, die eigentlich laut bisheriger Methodik eventuell zu einer disziplinären Massnahme geführt hätten. Und leider sind genau das die Fehler, die meistens viel Geld kosten.

Dieses Ermutigen und Motivieren der Mitarbeiter ist ein entscheidender Schritt und gleichzeitig einer der Bausteine eines erfolgreichen Human Factor Managements. Man nutzt es nicht nur zur Erfassung von Fehlerdaten, sondern gleichzeitig auch für die Fehlerveremeidung und Effizienzsteigerung bei Mitarbeitern und Teams.

Es bedarf allerdings zunächst einer entsprechenden Kommunikation seitens der Geschäftsführung, da es sich nicht nur um die Einführung einer neue Modellreihe oder Produkts handelt sondern der Beginn einer neuen Leitkultur die gelebt und erlebt werden muss, und da sollte und kann man als Vorbild wichtige Weichen stellen!

Doch seien Sie ermutigt. Als Kapitän hatte ich viele Male die Gelegenheit meiner Crew zu vermitteln, dass auch ich nicht perfekt bin und Fehler mache. Das Wichtigste dabei ist allerdings immer, dass man ihnen ebenfalls vermittelt, wie wir durch ein frühes Erkennen, professionellen Umgang und vor allem mit der Redundanz unserer gesamten Crew diese Fehler in den Griff bekommen und eine sichere Landung durchführen werden.

In diesem Sinne:

Sie brauchen eine neue Fehlerkultur? Dann beginnen Sie sie!

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MENSCHLICHES VERSAGEN - ein Übersetzungsfehler der es in sich hat